der Radareffekt in der PRO-Version hat mich auf die Idee gebracht, Bilder radial ein-, aus- und umzublenden. Realisiert habe ich das Ganze ausschließlich mit Masken und Bildfeldern. Für Video-Enthusiasten mit entsprechenden Effekt-Bearbeitungsprogrammen mag das „kalter Kaffee“ sein, aber die weiter unten beschriebene „Dreiviertel-Variante mit Bildfeld“ geht halt bloß in Wings... (Zwar mit aufwändigem, jedoch äußerst kreativem Einsatz...)
Hinweis:
Meine Screenangaben in nachfolgender Beschreibung beziehen sich auf SXGA+ Auflösung (Canon XEED SX50), d.h. Format 4x3 mit 1400 x 1050 Pixel.
Grundfunktion (360°-Einblendung)
Das radial einzublendende Bild wird mithilfe von zwei Bildfeldern (Ausfüllen) in zwei Hälften aufgeteilt. Ein Bildfeld hat dann naturgemäß die halbe Größe des Screens (700 x 1050 px). Der linke Rand des linken Bildfelds (BF links) schließt mit dem linken Rand des Screens ab (Koos: Links 0/Oben 0), der rechte Rand des rechten Bildfelds (BF rechts) mit dem rechten Rand des Screens (Koos: Links 700/Oben 0).
Das Bild wird jeweils in einem Bildobjekt in zwei Spuren direkt übereinander platziert, dem oberen wird BF links zugeordnet, dem unteren BF rechts. Damit jeweils der richtige Bildausschnitt zu sehen ist, müssen die Bilder innerhalb der Bildfelder entsprechend verschoben werden: Oben plus die halbe BF-Breite (350 px), unten minus die halbe BF-Breite (-350 px).
Im Screenshot unten sieht man zunächst schon mal die Anordnung der (gleichen) Bilder („Windmühle2“), die Pos/Zoom-Eigenschaften jeweils rechts daneben.
Als nächstes erstellt man die TIF-Masken, am besten exakt in der Screengröße. Bei der MaskeLinks ist die rechte Hälfte opak schwarz, die linke Hälfte transparent. Der Rand muss absolut scharf sein, also keine „weiche Kante“. Die MaskeRechts ist entsprechend seitenverkehrt.
Wie im Screenshot oben zu sehen, wird MaskeLinks direkt über das Bild mit BF links und MaskeRechts direkt über das Bild mit BF rechts platziert.
Damit alles rund läuft, sind bei den Masken spezielle Einstellungen notwendig:
Um beim Drehen auch alle Bildecken abzudecken, wird jede Maske auf 200% gezoomt. In der Praxis hat sich gezeigt, dass zwischen den Masken ein senkrechter Spalt entsteht, minimal, aber sichtbar. Deswegen wird MaskeLinks um 1 Pixel nach rechts verschoben und MaskeRechts um 1 Pixel nach links (-1).
Nun versieht man die Masken in den Eigenschaften mit dem Maskierungs-Modus Maske & rendern, die Bilder darunter mit Content-Stapel.
Und jetzt kommt das Wesentliche:
Die Masken erhalten jeweils eine Rotationsspur (Eigenschaften > Steuerspuren > Rotation: Spur aktivieren). Die einzelnen Werte für die Z-Rotation der Keyframes muss ich nicht näher erläutern, sie sind aus dem Screenshot zu ersehen (X- und Y-Rotation ist immer 0 Grd).
Wichtig: Damit der Ablauf ohne Beschleunigen oder Abbremsen vonstattengeht, dürfen die Keyframes keine SmartMoves enthalten.
Beim Ablauf passiert nun Folgendes:
Zwischen Marker M1 und M2
- wird mit MaskeRechts das rechte Bildfeld komplett abgedeckt
- zugleich dreht sich MaskeLinks im Gegenuhrzeigersinn, gibt sozusagen im „Radarmodus“ die linke Bildhälfte frei und bleibt bei -180° um 6Uhr stehen
- ist die linke Bildhälfte bereits sichtbar
- dreht sich MaskeRechts ebenfalls im Gegenuhrzeigersinn, gibt so die rechte Bildhälfte radial frei und bleibt bei 12Uhr stehen
Für einen gleichmäßigen Verlauf ist darauf zu achten, dass die Zeiten zwischen M1 und M2 und zwischen M2 und M3 identisch sind.
Dreiviertel-Variante (270°-Einblendung mit Bildfeld in Q1)
Die Idee dieser Variante ist eine 270°-Einblendung eines Bildes mit einer daran anschließenden, sozusagen fortlaufenden Alpha-Wipe-Öffnung eines anderen Bildes im Bildfeld Quadrant Eins.
Im Prinzip ist die Anordnung dieselbe wie in der Grundfunktion, nur dass der Öffnungswinkel hier nicht die volle Umdrehung, sondern nur -270° beträgt. Außerdem wird in einer weiteren Spur unterhalb das Bild platziert, das in Quadrant Eins erscheinen soll.
Dazu wird ein Bildfeld Quadrant Eins erzeugt (halbe Breite/halbe Höhe des Screens):
- Modus Ausfüllen
- Clipping Aktiv
- Links 700 px, Oben 0 px
- Breite 700 px, Höhe 525 px
Beim Ablauf dieser Variante passiert Folgendes:
Zwischen Marker M4 und M5 (ist identisch M1>M2)
- wird mit MaskeRechts das rechte Bildfeld komplett abgedeckt
- zugleich dreht sich MaskeLinks im Gegenuhrzeigersinn und gibt sozusagen im „Radarmodus“ die linke Bildhälfte frei und bleibt bei -180° um 6Uhr stehen
- ist die linke Bildhälfte bereits sichtbar
- dreht sich MaskeRechts ebenfalls im Gegenuhrzeigersinn um -90°, gibt so das rechte Bildfeld unten zur Hälfte radial frei und bleibt bei 3Uhr stehen
- ist nun das dreiviertelte Bild „Windmühle2“ statisch zu sehen
- wird das Bild im BF Quadrant Eins per AlphaWipe (Breite 0, Richtung 90°) eingeblendet.
Während der Standzeit der Bilder kann man z.B. das Hintergrundbild ändern, im Screenshot wird vom Bild „Weitblick“ auf „Karte“ umgeschaltet und dann das Ganze rückwärts abgespult. Die Keyframedaten dazu sind wieder aus dem Screenshot ersichtlich.
Variante mit zwei Halbkreisen
Hier werden anstatt eines Bildes graphische Formen mit Transparenz (TIF-Dateien) verwendet, im Beispiel hier ein einfacher (roter) Kreis. Das kann man z.B. verwenden, um in einem Bild bestimmte Ausschnitte oder auf einer Karte ein Gebiet zu markieren („einzukreisen“).
Es werden zwar die gleichen Masken verwendet wie beim radialen Einblenden, jedoch keine Bildfelder. Anstatt dessen wird der Kreis in zwei Bilder aufgeteilt (linker/rechter Halbkreis). Der Ablauf funktioniert genauso wie bereits unter der Grundfunktion beschrieben. Die Anordnung der Bildhälften und der Masken und die Werte der einzelnen Keyframes zeigt folgender Screenshot:
Wegen des auch hier wieder entstehenden Spalts zwischen den Bildhälften werden MaskeLinks und HalbkreisLinks um einen Pixel nach rechts (+1 px) und MaskeRechts und HalbkreisRechts um einen Pixel nach links (-1 px) verschoben (siehe Eigenschaften im Screenshot rechts der Bildobjekte).
Wenn man die zwei Masken und Halbkreisbilder gruppiert, kann man sie mit einem Klick selektieren und kopieren. Mit ISE lässt sich so eine komplette Gruppe problemlos zusammen(!) an eine beliebige Stelle im Bild oder in einer Karte verschieben. Dieser „Einkreis-Effekt“ lässt sich sicherlich mehrmals in einer Show wiederholen, ohne ermüdend zu wirken.
Anstatt eines Kreises kann man sich z.B. in Photoshop beliebige Formen (Rechtecke, Ovale etc.) kreieren.
Wer sich das Ergebnis schnell mal angucken möchte, hier ein kurzes Video:
(Hinweis: Funktioniert nur mit "Herunterladen", direktes Gucken ist leider nicht möglich )
https://magentacloud.de/s/7gAksbjWAmG6sXm
Wer die Pro-Version (min. Version 2.8.2) hat, kann sich das Musterprojekt gerne hier herunterladen:
https://magentacloud.de/s/Gwdm8MRw7fMM2Y8
Sämtliche oben beschriebenen Aktionen lassen sich allesamt bereits mit der Advanced-Version durchführen. Die Variante mit den zwei Halbkreisen habe ich bereits mit Wings Platinum 5 Advanced realisiert. Die Projektdatei kann allerdings nicht mit der Advanced-Version geöffnet werden, aber die Bilder und Masken lassen sich problemlos verwenden. Die Bildobjekte in der Timeline lassen sich leicht anhand der Screenshots nachbasteln.
Zum Schluss noch Tipp:
Ich habe mir ein mittlerweile recht umfangreiches Muster-Projekt als Vorlage mit den entsprechenden Bildfeldern, diversen Steuerkurven, Effekten usw. zusammengestellt.
Zusätzlich zur Haupt(Arbeits-)Timeline gibt es eine weitere "Vorlagen"-TL. In dieser sind „Makros“ wie die hier beschriebenen Radialblenden (inkl. Masken), „Text mit Schatten“ usw. hinterlegt. Die müssen dann nicht jedes Mal mühsam neu erstellt werden, sondern werden einfach von der Vorlagen-TL in die Arbeits-TL kopiert und dann entsprechend modifiziert.
Die oben geschilderten Abläufe sind Anregungen und lassen sich natürlich vielfältig modifizieren. Wer sich die Mühe machen möchte, das Ganze oder Teile daraus nachzubauen: Viel Spaß dabei!
Gerhard