Hallo Jakob,
vielen Dank für Deine konstruktive Kritik und für die Zeit, die Du Dir dafür genommen hast. Ich weiß das sehr zu schätzen! Bevor ich auf Deine einzelnen Punkte eingehe, aber noch eine generelle Anmerkung:
Wings X ist nicht nur programmiertechnisch sondern vor allem auch konzeptionell eine völlige Neuentwicklung. Wir haben viel Ballast über Bord geworfen, um eine möglichst optimale Benutzererfahrung zu ermöglichen. Dabei haben wir auch viele Dinge komplett neu gedacht und realisiert (z.B. universelle Spuren, InScreen-Editing, Keyframes, Objektkurven, Lizenzierung, ...). Und vor allem bezüglich dieser Neukonzeption, fehlen natürlich ganz am Anfang die konkreten Erfahrungen einer breiteren Anwenderschicht.
Wings X ist seit Anfang November im Dauertest bei einer Gruppe höchst engagierter Anwender, aber trotzdem ist es dann noch einmal etwas ganz anderes, wenn plötzlich sehr viele Anwender damit arbeiten, die natürlich alle noch einmal eigene Vorstellungen, Gewohnheiten, etc. haben. Das ist auch der Grund, warum wir bewusst diese Betaphase einlegen. Es ist natürlich eine schwere Entscheidung, den optimalen Zeitpunkt für eine solche Veröffentlichung festzulegen. Im aktuellen Fall haben wir ganz viele Anwender, denen es überhaupt nicht früh genug sein konnte. Dies liegt natürlich auch daran, dass es mit Wings X jetzt endlich eine native Mac-Software gibt, und viele sehnsüchtig darauf warten, sich endlich damit beschäftigen zu können und Bootcamp, Parallels, Wine, etc. hinter sich zu lassen.
Erschwerend kommt momentan hinzu, dass es praktisch noch keine Dokumentation gibt. Das war anders geplant, aber in den letzten Wochen sind wir unerwartet mit vielem konfrontiert worden, was uns zeitmäßig ziemlich zurückgeworfen hat. In Anbetracht der ungeduldig wartenden Anwender und der sonst ungenutzten Weihnachtsferien war aber eine Verschiebung auf nächstes Jahr auch keine echte Option.
So, genug der Vorrede und zu Deinen einzelnen Punkten:
1a) Ziehen von Dateien in die Timeline: In der 6-wöchigen Testphase haben wir dieses Thema mit den Testern eingehend diskutiert und es herrschte die einhellige Meinung vor, dass das Einfügen von Medien nur über den Pool möglich sein soll, um nicht zu viel Unordnung durch wahlloses Hinzufügen im Pool zu erzeugen. Offensichtlich fehlt Dir aber nun genau diese Möglichkeit des direkten Einfügens in die Timeline. Das nehme ich zum Anlass und baue diese Möglichkeit wieder ein, denn Du wirst dann wahrscheinlich nicht der einzige mit diesem Wunsch bleiben…
1b) Da hast Du Recht. Aktuell muss man Wings X öffnen und dann ein Projekt laden. Der Aufruf über eine Projektdatei geht nicht. Das werde ich beheben.
2) InScreen-Editing in riesigen Schritten: Hier hast Du wohl das Einrasten aktiviert (der Toolbarbutton mit dem Gitter). Bei aktivem Einrasten rasten die Positionen, Winkel, etc. im Inscreen-Editing im eingestellten Raster. Du musst einfach diese Rastfunktion wieder deaktivieren und dann funktioniert das InScreen-Editing butterweich und stufenlos.
Vielen Dank auch für Dein Lob zur intuitiven Bedienung des neuen InScreen-Editings!
3a) Die Audio-Plugins sind keine Objekt-Eigenschaft sondern eine Spur-Eigenschaft. Das war in Wings 7 genauso, und auch dort wurden die Plugins aus der Spur heraus angewählt. In Wings 7 gab es dafür einen extra Button im Spurkopf. Diesen gab es anfangs auch in Wings X, aber die Tester waren der Ansicht, dass er überflüssig ist, denn wenn man eine Spur selektiert, erscheinen die Plugins ja sowieso im Eigenschaften-Panel „Audio-Plugins“. Ich kann diesen Button im Spurkopf gerne wieder einbauen, wenn Du das nützlich findest. Es ist in wenigen Sekunden erledigt, weil der Button aktuell nur ausgeblendet ist. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass jeder Button mehr auch wieder eine „vollere“ Oberfläche bedeutet.
3b) Danke für das Lob zur Loop-Funktion! Die ist auch intern auf einem völlig anderen Level als in Wings 7!
3c) Zu Deinen Anzeige-Problemen: Hast Du vielleicht die Skalierung uner Windows aktiviert? Falls ja: Welchen Wert hast Du dort eingestellt? Wenn Du mir da Bescheid gibst, schaue ich mir das gerne an. Bei allen Testern und auch bei mir aktuell gab es nie derartige Probleme. Aber ich vermute, dass es etwas mit der Ausgabeskalierung von Windows zu tun hat.
4) Ja, das stimmt. Das ist keine große Programmier-Aktion und ich baue das zeitnah ein.
5a) Das ganze Keyframe-Konzept ist völlig neu und hat mit Wings 7 nichts mehr zu tun. Die ganzen Werkzeuge von früher („konstant für Objekt“, etc) gibt es nicht mehr, weil sie nicht mehr nötig sind. Um ein Objekt irgendwo konstant zu platzieren benötigst Du überhaupt keine Keyframes und vor allem keine Steuerspur mehr. Lösche einfach die Steuerspur wieder und verschiebe das Objekt an die gewünschte Stelle - fertig! Generell: Wenn Du ein Objekt im Screen irgendwohin verschieben möchtest, schiebst Du es z.B. im InScreen-Editing einfach dorthin und das wars schon. Steuerspuren und Keyframes benötigst Du in Wings X nur für dynamsiche Bewegungen.
5b) Ich habe soeben noch einmal die Shortcuts überprüft und kann keine Fehlzuordnung feststellen. Ctrl + L schaltet zwischen Leuchtpultansicht und Listenansicht um. Und Shift + Ctrl + L schaltet die Pfadanzeige um. Genauso ist es auch im Menü hinterlegt. Ist bei Dir vielleicht die CapsLock-Taste eingerastet?
6) Die Marker werden genauso gesetzt wie in Wings 7, nämlich mit Rechtsklick in eine Spur.
7a) Bzgl. des Hochkant-Videos ist mir nicht ganz klar, was Du meinst. Hat das ausgegebene Video die falsche Größe? Oder hat es die richtige Größe und wird um 90 Grad gedreht abgespielt? Kannst Du mir das bitte noch mitteilen?
7b) Bei der Codec-Auswahl ist noch H.265 in Vorbereitung. Damit sind dann die mit großem Abstand wichtigsten Codecs vorhanden. Benötigst Du noch andere Codecs? Wenn ja, welche wären das dann? Und die gleiche Frage stellt sich beim Dateiformat: Welches Dateiformat fehlt Dir denn noch?
8) Verschieben von Folge-Objekten kommt natürlich noch. Und die Überblendung von Objekten ist anders als in Wings, denn es gibt die (ursprünglich an Diaprojektoren angelehnte) Überblendung per Helligkeit nicht mehr. Alle Überblendungen basieren auf der Deckkraft der Objekte, und damit muss das „ausblendende“ Objekt gar nicht ausblenden, sondern die Überblendung wird ausschließlich vom neu einblendenden Objekt bestimmt. Somit ist die Überblendung von früher nicht mehr notwendig.
Ich hoffe, ich habe einige Dinge klären können und wenn Du noch Fragen, Anregungen, etc. hast, habe ich jederzeit ein offenes Ohr!
Herzliche Grüße aus Wallern!
Christoph Hilger